Karin Eberhardt (2021)
Für ihr Gesamtwerk wurde die Textilkünstlerin und Kunststickerin Karin Eberhardt mit dem Lotte-Hofmann-Gedächtnispreis für Textilkunst 2021 ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand am 17. September 2021 in der Handwerksform Hannover statt. Die Ausstellung mit weiteren 12 Wettbewerbsteilnehmer*innen war vom 18. September bis 16. Oktober 2021 zu sehen.
Karin Eberhardt verbindet in einzigartiger Weise ihre herausragenden handwerklichen Fertigkeiten mit wohl durchdachten künstlerischen Konzepten. Jede ihrer Arbeiten beginnt mit einem Entwurf. Daraus ableitend, entscheidet sie sich für die Materialien, die sie verwenden möchte. Dabei setzt sie ihrer Fantasie keine Grenzen, und so kommen vielfältige Materialien zum Einsatz, die sie mit der traditionellen Arbeitstechnik der Handstickerei – erlernt in der Ausbildung bei Dorothea Zech – verwandelt und neu inszeniert.
Neben dem Konzeptionellen ihrer Arbeiten ist es der Prozess des Stickens selbst, der die Künstlerin Karin Eberhardt prägt. Nur sehr langsam entsteht eine Arbeit in Handstickerei. Entschleunigung und die dadurch mögliche Selbstbesinnung bestimmen den Schaffensprozess und finden in der hohen Qualität der Werke ihren Niederschlag.
In mehr als drei Jahrzehnten hat die Preisträgerin hauptberuflich ihren Weg als Stickerin und Textilkünstlerin verfolgt. Dabei ist es ihr gelungen, traditionelle Arbeitsweisen neu zu entdecken, aufzugreifen, zeitgenössisch zu interpretieren und auf diese Weise ihre künstlerischen Anliegen zu formulieren.
„Seit vielen Jahren bin ich Stickerin,“ schreibt Karin Eberhardt selbst. „Es war schon damals, als ich damit begann, völlig aus der Mode.“ Umso interessanter ist, dass diese textile Technik zurzeit eine Art Renaissance erlebt. Davon zeugt eine ganze Reihe von Bewerbungen für den Lotte-Hofmann-Preis 2021 mit Arbeiten in dieser Technik. Ob auch hier der Wunsch nach Entschleunigung eine Rolle spielt? Wer vermag das schon zu sagen. Für die Preisträgerin ist das auf jeden Fall ein Kriterium. Ebenso wie das Wissen um die Begrenztheit der eigenen Lebenszeit ist für sie von Bedeutung, und so stickt sie jeden Tag in ihrem Atelier in Saarbrücken von Hand und allein, „was noch gestickt werden muss“.
In ihren Werken erzählt Karin Eberhardt „Geschichten des Unspektakulären“. Über das Material hinausgehend, will sie zeigen, welchen Zauber einfache Fundstücke des Alltags und selbst Abfallprodukte entfalten und mit dem sichtbar gemachten, ihnen innewohnenden Wert etwas preisgeben über unser Leben. Für Karin Eberhardt ist es „ein Archivieren, Produzieren und Bewahren von Unerkanntem“.
Die Geschlossenheit des Gesamtwerkes und die Sensibilität der Künstlerin im Umgang mit den Materialien sowie die hohe Perfektion ihrer Stickereien haben die Jury überzeugt, ihr den Lotte-Hofmann-Gedächtnispreis für Textilkunst 2021 zuzuerkennen.
Mehr zu Karin Eberhardt finden Sie auf der Internetseite www.karin-eberhardt.de
oder bei Youtube